Nachdem ich als Kind bereits mit Büchern wie Harry Potter und Tintenherz groß geworden bin, ist auch heute noch eines meiner Lieblingsgenres die Fantasy-Literatur. Ob es sich um spannende Jagden durch einen verwunschenen Feenwald handelt oder die Erlebnisse verschiedenster Hexen, Elfen oder Orks – für mich bietet Fantasy immer wieder eine gute Möglichkeit, sich in eine andere Welt zu träumen und den Alltagsstress hinter sich zu lassen oder aber auch meinen Glauben neu zu erleben. Phantastik und Theologie – auf den ersten Blick für manche eventuell etwas, das nicht zusammen gehört. Ich studiere seit nunmehr über vier Jahren evangelische Theologie und bin weiterhin der Meinung, dass es sehr gut zusammen passt und sogar häufig zusammen gehört!
Die fiktive Welt der Fantasy orientiert sich regelmäßig an verschiedensten historischen Zeitepochen, wie zum Beispiel dem Mittelalter. Und sie beschäftigt sich häufig mit den Themen rund um eine oder die übernatürliche Kraft. Hierbei spielen Fragen wie „was passiert nach dem Tod?“, „gibt es eine Erlösung der Seele aus dem Fegefeuer?“ oder „führen wir ein ewiges Leben in göttlicher Harmonie?“ eine Rolle. Doch nicht nur die Epoche oder Themen werden gerne übernommen, sondern auch die Charaktere sind meist an alte Sagen- und Mythengestalten angelehnt. In ihrer fiktiven Welt ist es mir als Leser möglich zu erleben, wie die physikalischen Gesetzmäßigkeiten durch magische Kräfte oder göttliche Macht gedehnt und sogar übertreten werden.
Für mich ist es immer wieder faszinierend, wie die wiederkehrenden Fragen von Seele, Sühne und Segen, sowie Fluch, Verfehlung und Verdammnis thematisiert werden. Sehr häufig ist es ein Zusammenspiel böser und guter Mächte, ob göttlich oder menschlich. Die Charaktere können Teil einer scheinbar perfekten Welt sein oder in post-apokalyptischen Zuständen leben. Egal in welcher Art von Gesellschaft und Umwelt die Figuren verweilen, fordern sie mich heraus meine eigene Rolle in der Gesellschaft und meine Welt und ihr System immer wieder neu zu betrachten.
In Pen-and-Paper-Rollenspielen wird es mir sogar ermöglicht, in die Rolle anderer Wesen und Charaktere zu schlüpfen und mit anderen Spielern zusammen in der Komfortzone meines Zimmers Abenteuer zu erleben. Die Würfel bestimmen hierbei mein Glück und beeinflussen meinen Pfad, sowie auch mein eigener Lebenspfad manchmal plötzlich und ganz anders verläuft als erst gedacht oder von mir geplant.
Ein Genre, das mit Hilfe magischer und phantastischer Wesen die existentiellen Fragen unseres Glaubens immer wieder neu aufnimmt und verarbeitet, ist für mich sehr gut mit meinem Glauben und der Theologie an sich vereinbar. Für mich gibt es nicht entweder Theologie oder Fantasy, sondern ich empfinde es eher als eine Fantastische Theologie, die mich immer wieder herausfordert meinen Glauben neu zu beleuchten.
Ich werde auch weiterhin mit Freude Theologie studieren und nebenbei meine Nase in phantastische Welten stecken und erleben, wie die Frage nach göttlicher Kraft oder dem Tod und dem Leben danach auf vielfältige Weisen in einer fiktiven Welt verarbeitet wird.